Oberwart
MORD VERJÄHRT NICHT
DER VIERFACHE MORD AM 4. FEBRUAR 1995
Erwin Horvath, er wurde 19 Jahre alt
Karl Horvath, er wurde 22 Jahre alt
Peter Sarközi (Horvath), er wurde 27 Jahre alt
Josef Simon, er wurde 40 Jahre alt.
GESPRÄCH MIT LUDWIG HORVATH
Ludwig Horvath
(© Bild: Ana Maria Ivan)
Oberwart, am 25. Februar 2011
Am Abend des 4. Februar 1995 saßen sie zum letzten Mal mit Ludwig Horvath bei einem Glas Wein zusammen.
Später sollten sie zu einem Rundgang durch die Roma-Siedlung aufbrechen, in Oberwart herrschte seit 6 Monaten Angst. Die Kontrollgänge fanden regelmäßig statt, jedoch zu verschiedenen Uhrzeiten.
Seit etwa August 1994 gingen Drohungen ein. Ludwig Horvath berichtet von Drohanrufen einer Frau. Sie sprach mit verstellter Stimme:"Du hast meine Familie ruiniert!". Im Hintergrund weinte ein Kleinkind. Sie rief regelmäßig abends zwischen 18-20 Uhr bei Ludwig Horvath an. Dann kam ein weiterer Anruf, der Ludwig Horvath zum späteren Attentatsort bestellte: "Wenn Du nicht feig bist, komm hin!". Ludwig Horvath ging hin, traf aber niemanden.
Er erstattete Anzeige, die Polizei überwachte den Anschluss nicht und konnte die anonyme Anruferin nicht überführen, obwohl sie regelmäßig anrief. Dann beschloss Ludwig Horvath seinen Festnetzanschluss selbst überwachen zu lassen, aber die Kosten von 300 Schilling am Tag stimmten ihn um.
Im Sommer 1994 traf Ludwig Horvath zufällig auf den Kurgast Franz Fuchs in Bad Tatzmannsdorf und sprach mit ihm. Es war eine sehr nette und freundliche Unterhaltung, die im Jahr vor dem vierfachen Mord in Oberwart stattfand.
Ab November 1994 beobachtete Ludwig Horvath bei seinen Waldspaziergängen unmittelbar bei der späteren Anschlagsstelle einen weißen Kombiwagen älteren Baujahrs mit Grazer Kennzeichen. Der Lenker war niemals zu sehen. Ein Jäger, dachte sich Ludwig Horvath.
Nach dem Mordanschlag wurde der Kombiwagen nie wieder gesehen. Auch davon berichtete er der Polizei.
Kein einziges Mal gab es Rückfragen. Im April oder Mai 1995 sprach Ludwig Horvath mit Kripobeamten, eine Niederschrift gab es nicht.
Im Sommer 1995 wurde auf Ludwig Horvath mehrmals geschossen, als er auf derselben Strecke um die selbe Uhrzeit von der Arbeit nach Hause ging. Die Polizei kam mit Wachhunden und nahm die Anzeige auf. Seitdem kam keine Rückmeldung mehr.
Die Bombe von Oberwart - aus dem Gerichtsakt
Das Wasser im Gipssockel der Rohrbombe hatte einen Tritiumwert (3H) von ca. +203 TE. Was ist 3H? Tritium (griechisch: der Dritte) ist ein Isotop des Wasserstoffs. Tritiumoxid oder überschweres Wasser ist eine chemische Verbindung. Tritiumoxid kommt in der Natur nur in sehr geringen Mengen vor. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Tritiumoxid.
Laut Interpretation der Isotopenanalyse (Stand: 5.11.1997) zeigten die Messungen im Haus des Franz Fuchs in Gralla in dem Zeitraum 14.-16.10.1997 -mit Ausnahme des Wohnzimmers- ganz normale Werte, vom max 1,5 TE. Die eindeutige 3H-Anreicherung im Wohnzimmer (Wert: 24,5) war lt. Untersuchung entweder auf bewußte Markierung mit 3H, oder auf Adsorption aus der Luftfeuchtigkeit zurückzuführen.
Hier kann man sich die Frage stellen, woher die mit Tritium imprägnierte Luftfeuchtigkeit kommt. Etwa aus dem Wasser? Und kann der oben angegebene Wert von 24,5 in der Wohnzimmer-Atmosphäre den Wasserkonzentrationswert von +203 TE erklären? Aber das ist eine Frage für Experten.
Hier die Erklärung der Staatsanwaltschaft für den Tritiumgehalt im Wasser (Zitat aus der Anklageschrift): "[...] Vor der Verwendung hatte er das Wasser in einem Eimer einige Zeit hindurch in seinem Wohnzimmer abgestellt. Dadurch konnte sich die Flüssigkeit mit dem in der Wohnzimmerluft ausserordentlich konzentriert enthaltenen Wasserstoffisotop Tritium enreichern. Spätestens bei seinen umfangreichen Versuchen mit Weckern für die Zeitschaltung der Sprengbombe von Klagenfurt war das Wohnzimmer mit dieser in den Leuchtziffern einiger Uhren enthaltenen radioaktiven Substanz imprägniert. [...]"
Unter http://www.sonnblick.net/portal/content/view/77/261/lang,de/ habe ich eine weitere Erklärung für den hohen Tritiumgehalt in der Atmosphäre gefunden. Offenbar bedarf es -um diese Konzentration zu begründen- mehr als der "Leuchtziffer einiger Uhren":
"Im Zuge der oberirdischen Kernwaffentests im Kalten Krieg der 1950er und 1960er Jahre wurden große Mengen an Tritium frei gesetzt. Sie übertrafen jene aus natürlichen Quellen - etwa kosmische Strahlung - um das 200-fache. Betrachtet man diese Strahlenemissionen nicht aus dem Blickwinkel des Strahlenschutzes, können sie als eine Art globaler Markierungsversuch aufgefasst werden. Und dementsprechender Nutzen daraus gezogen werden.
Jene chemische Verbindung, in der Tritium am häufigsten angetroffen wird, ist Wasser (HTO). Als Wasser nimmt das Isotop am hydrologischen Kreislauf teil und wird als Luftfeuchte mit den Luftmassen über große Distanzen transportiert."
Diese Erklärung gilt aber kaum für den konkreten Fall.