Manuela Stadlober
Briefbombenattrappe an Manuela Stadlober, 2009
Manuela Stadlober ist 33 Jahre alt, lebt in Gniebing in der Oststeiermark und arbeitet als Kellnerin in einem Kaffeehaus, welches einem österreichischen Glücksspielkonzern zuzuordnen ist.
Die frühere Lokalbesitzerin erhielt am dritten Dienstag des Jahres 2009 eine Briefbombenattrappe aus Wien, getarnt als Werbesendung, mit einem Banknotenaufdruck, mit ihrem Namen und ihrer Wohnadresse.
Der Umschlag enthielt Drähte, Silberfolie, ein Lämpchen. Zu diesem Zeitpunkt wusste sie nicht, dass ihr nichts passieren konnte, sie stand unter Schock und ging damit zur Polizei. Man hat die Briefbombenanschläge der 90er Jahre noch in Erinnerung.
Ich traf Manuela Stadlober am 11. Februar 2009 in der Nähe von Graz, sie konnte wieder Mut fassen, sie geht ihrem Beruf nach, sie will sich nicht einschüchtern lassen. Einen einzigen Verdacht hat sie, aber die Staatsanwaltschaft war anderer Meinung und hat ihre Stalking-Anzeige am 14. Jänner dieses Jahres zurückgelegt. Schwierigkeiten mit anderen Menschen habe sie nie gehabt, "warum auch?".
Übrigens: unter den Postsendungen in dem Grazer Briefkasten die im Zuge der Briefbombenserie 5 (Graz, 11.12.1995) analysiert wurden, war auch ein Brief adressiert an eine (andere) Frau Stadlober. Noch ein Zufall?
(© Bild: Ana Maria Ivan)
Sehr aufschlussreich war das Gespräch mit Maximilian Ulrich (Bild), dem Pressesprecher der Sicherheitsdirektion Graz, noch am selben Tag. Er bestätigt die verblüffende Ähnlichkeit der Attrappe mit der vierten Briefbombenserie aus Oktober 1995 die Franz Fuchs zugeschrieben wurde und will sich auf keine Spekulationen einlassen: "Es wird in allen Richtungen ermittelt, der Verdacht bezüglich der in der Stalking-Anzeige genannten Person hat sich nicht bestätigt". Die Bauweise der vierten Briefbombenserie wurde 1995 veröffentlicht, also wäre der Nachbau einer Attrappe keine aufwändige Sache gewesen, betont er. Fast ausschliessen kann man nur eine politisch motivierte Tat: Manuela Stadlober hat keinen Migrationshintergrund und ist nicht politisch engagiert.
Den genauen Abgabeort (es wurde bereits der 8. Wiener Bezirk als Absendeort genannt) will er aus ermittlungstaktischen Gründen nicht nennen, auch bezüglich der Umschlagsbeschreibung ist er zurückhaltend.
"Der Täter soll sich stellen, vielleicht muss ihm geholfen werden", so seine gutgemeinte Nachricht an den Absender der Briefbombenattrappe. Kann man nie oft genug wiederholen.
LINKS
http://www.falter.at/web/print/detail.php?id=561&sub_id=240
http://steiermark.orf.at/stories/386158/
http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/505178/index.do?_vl_backlink=/home/index.do
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/2116121/briefbomben-ermittlungen-nur-antrag-staatsanwaltschaft.story
http://www.wienweb.at/content.aspx?menu=1&cid=59329
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_19990207_OTS0037
http://www.nachrichten.at/nachrichten/reportage/art57,79021
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