Chronologie

EREIGNISSE VOR BEGINN DER TERROR-ATTENTATE

(Quellen: Gerichtsakt Franz Fuchs, eigene Recherchen)


Anfang 1993: Mag. Michael Sika, damaliger Direktor der öffentlichen Sicherheit gründet die Einsatzgruppe zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität (EDOK).

Jänner 1993: Lichtermeer am Heldenplatz in Wien als Reaktion auf das "Österreich-zuerst"-Volksbegehren der FPÖ.

Jänner 1993: MMAg. Dr. Madeleine Petrovic bekommt Drohbriefe mit dem späteren BBA-Briefkopf und dem Schluss-Satz "Wir wehren uns!". Wenige Wochen vor Beginn der ersten Briefbombenserie im Dezember 1993, wurde der Aktenordner aus dem Parlament entwendet und konnte nicht wieder gefunden werden. Ein angeblicher Mitarbeiter des Innenministeriums kam ins Parlament, um die Drohbriefe einer Analyse zu unterziehen. Die Identität dieser Person konnte bis heute nicht geklärt werden.

Juni 1993: Hofrat Gustav Hochenbichler, ehemaliger Stapo-Chef, gilt als DDR-Stasi-Spion überführt und erkrankt wenig später schwer.

DIE TERROR-ATTENTATE

3.12.1993 Beginn der ersten Briefbombenserie. Empfänger: Dr. Helmut Zilk, MMAg. Dr. Madeleine Petrovic , Mag. August Janisch, Sylvana Meixner, Helmut Schüller, (Wolfgang Gombocz) der Slowenische Kulturverein "Artikel 7", Astrid Billek (Rechtsanwaltskanzlei Dr. Dallinger), Arbeitsgemeinschaft bei der Wirtschaftskammer in der Schaumburgergasse 20, Johanna Dohnal, Mag. Stoisitz Terezija. Zu diesem Zeitpunkt ist Dr. Franz Löschnak Innenminister, Mag.Dr. Oswald Kessler Stapo-Chef, Mag. Michael Sika Direktor für öffentliche Sicherheit und Josef Dick EBT-Leiter.
14.12.1993 Sprengung einer Telefonzelle in Wien.
20.12.1993 Bekennerschreiben an Mag. Michael Sika mit Beiblatt an Dr. Helmut Zilk. Aus dem Buch "Mein Protokoll" (Autor: Mag. Michael Sika): "Als die authentischen Bekennerschreiben auftauchten (Anm.: ab September 1994) und in ihnen behauptet wurde, es seien Briefe unterdrückt worden, wurden alle abgelegten Schreiben einer neuerlichen Prüfung unterzogen und auch der Sika-Brief wieder hervorgeholt, der in Stil und Inhalt noch am besten zu den authentischen Schreiben passte. [...] Da ich selbst erst Mitte oder Ende Jänner 1994 von der Existenz des [...] Briefes erfahren hatte, war mir nichts anderes möglich, als die Verantwortlichen zu fragen, was veranlasst worden sei. Man sagte mir damals sinngemäß, auf eine Verständigung Zilks sei mit Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand verzichtet worden".
24.8.1994 Rohrbombe in Klagenfurt, bei der Renner-Volksschule (VS 24). Opfer: Theo Kelz, Petritsch Günther, Knaller Hermann.
8.9.1994 Bekennerschreiben an den slowenischen Außenminister Peterle unterschrieben Herzog Oadilo von Bayern.
3.10.1994 Beginn der zweiten Briefbombenserie. Empfänger: Verlag Lojze Wieser, Papierfabrik Hallein, Stift Wilten, Ausländerberatungsstelle Dornbirn. Alle Sendungen enthielten Bekennerschreiben.
1994 Erich Zwettler wird neuer EBT-Leiter, Josef Dick tritt zurück.
9.10.1994 Nationalratswahl in Österreich. Stärkste Partei wurde die SPÖ unter Bundeskanzler Franz Vranitzky.
1.2.1995 Bekennerschreiben an Rechtsanwalt Dr. Michael Graff.
4.2.1995 Ollersdorfer-Schreiben.
4.2.1995 Mordanschlag durch eine Rohrbombe in Oberwart. Es sterben Erwin Horvath (19), Karl Horvath (22), Peter Sarközi (27), Josef Simon (40).
6.2.1995 Rohrbombenanschlag in Stinatz. Verletzt: Erich Preissler. KT-Zusammenhang mit der Rohrbombe in Oberwart.
8.2.1995 Bekennerschreiben an die Rechtsanwälte Dr. Rudolf Mayer, Dr. Schaller und Dr. Michael Graff. Erstes "profil"-Schreiben.
16.2.1995 News-Bericht über den Sika-Brief.
März 1995 Stasi-Spion Gustav Hochenbichler stirbt. Oswald Kessler tritt als Stapo-Chef zurück und wird EDV-Leiter im Innenministerium.
6.4.1995 Dr. Franz Löschnak tritt als Inneminister zurück , Dr. Caspar Einem wird neuer Innenminister.
19.4.1995 Sprengstoff-Anschlag in Ebergassing. Zwei Tote (Peter Konicek und Gregor Thaler). Bassam Al Taher (dritter Beteiligter) gilt als verschollen und konnte nicht überführt werden.
5.5.1995 Bekennerschreiben an Hans Jörg Schimanek.
3.6.1995 Buch- und Briefbombenserie von Graz, Salzburg, Klagenfurt und Innsbruck nach Rumänien. Empfänger: Marko Bela, Präsident der Demokratischen Union der Ungarn in Rumänien, Philippi Paul, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Gheorghe Nicolae, einer der Führer der Roma und Sinti in Rumänien und Bischof Laszlo Tökesz, Symbolfigur der Revolution 1989.
9.6.1995 Beginn der dritten Briefbombenserie. Empfänger: Eva Kulmer (Intercontact Linz), Arabella Kiesbauer (Unterföhring, Deutschland), Thomas Rother (Lübeck, Deutschland).
September 1995 Der erste Briefbombenprozess gegen Binder und Radl.
16.10.1995 Beginn der vierten Briefbombenserie. Empfänger: Maria Loley, Dr. Abou-Roumie, Dr. Chung, alle in Niederösterreich.
Anmerkungen:
- Die Explosion in der Ordination Dr. Abou-Roumie (Stronsdorf) ereignete sich um 11:00 Uhr, jene am Postamt Poysdorf (Opfer: Maria Loley) um 11:45 Uhr. Etwa eine halbe Stunde vor der Explosion in Poysdorf rief ein Unbekannter in Poysdorf an und sagte: "in einer halben Stunde kracht es" (Aussage Maria Loley).
- Die phonetische Wiedergabe des Namens CHUNG ist ident mit jener des rumänischen Adjektivs "ciung". Die Bedeutung von "ciung" ist: ohne eine Hand.
November 1995 Peter Gridling folgt Erich Zwettler als EBT-Leiter. Die EBT wird mit neuer EDV-Ausrüstung ausgestattet. Die Sonderkommission Briefbomben wird von Mag. Michael Sika neu organisiert. Mag. Sigrun Tretter wird im Dezember Leiterin der SoKo Briefbomben.
11.12.1995 Beginn der fünften und letzten Briefbombenserie. Empfänger: Angela Resetarits, Familie Palathunkal, UNHCR, Partnervermittlungsbüro Köszeg in Ungarn. Alle Sendungen wurden in Graz aufgegeben.
17.12.1995 Nationalratswahl in Österreich. Stärkste Partei wurde die SPÖ unter Bundeskanzler Franz Vranitzky.
26.9.1996 Chiffrierter Bekennerbrief an die Zeitschrift "profil".
November 1996 Briefbombe an die Schriftstellerin Lotte Ingrisch.
Jänner 1997 Dr. Franz Vranitzky tritt als Bundeskanler und SPÖ-Chef zurück.
28.1.1997 Dr. Caspar Einem tritt als Innenminister zurück, ihm folgt Mag. Karl Schlögl. Der neue Innenminister bittet den langjährigen Direktor für die öffentliche Sicherheit Mag. Michael Sika darum, weiterhin in seiner Funktion zu bleiben. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt als Innenminister wurde Mag. Karl Schlögl Mitglied des Aufsichtsrats des Glücksspielskonzerns Novomatic AG.
2.6.1997 Die Kronen Zeitung bringt den Bericht: "Briefbomben: Eine Spur führt zum Russen-KGB!". Es ging dabei um einen engen Mitarbeiter des Bundeskanzlers Bruno Kreisky.
1.10.1997 Festnahme des Franz Fuchs, zufällig Beginn der Rasterfahndung in Österreich. Ähnliche Attentate und Bekennerschreiben gab es jedoch weiterhin:Nach der Verhaftung von Franz Fuchs