Madeleine Petrovic

Wichtige Ermittlungsunterlagen sind verschwunden

(© Bild: Ana Maria Ivan)

"Ich hoffe, dass wir alle an einen Strang ziehen werden!" (Dr. Madeleine Petrovic, am 24. April 2003)



MMag.Dr.Madeleine Petrovic war 1993 Abgeordnete zum Nationalrat für "Die Grünen" und durch ihr Engagement für die Integration von Flüchtlingen und für die Wahrung der Rechte von ethnischen Minderheiten bekannt.

Morddrohungen, Drohbriefe und ordinärste Beschimpfungen gegen sie selbst und gegen ihre Familie zählten schon vor 1993 zu den negativen Folgen ihrer Tätigkeit. Nach dem Ausländervolksbegehren nahmen die Drohungen zu. Die Politikerin informierte die Polizei, die Briefe wurden alle abgelegt.

Ab Mai oder Juni 1993 erhielt sie Drohbriefe mit dem Briefkopf der BBA und mit dem Schlusssatz: "Wir wehren uns!". An diese Drohbriefe kann sie sich sehr gut erinnern, weil sie ein ausgezeichnetes Bildgedächtnis hat. Noch vor Anfang der ersten Briefbombenserie im Dezember 1993 wurde der Aktenordner der diese Drohbriefe enthielt, durch einen angeblichen Mitarbeiter des Innenministeriums aus dem Parlament entwendet und konnte nicht wieder gefunden werden. Seine Identität wurde trotz Ermittlungen bis heute nicht geklärt. Offenbar war das Interesse an den Unterlagen deswegen so hoch, weil sie unmittelbare Informationen zur Person des späteren Briefbombenattentärs enthielten. Er wusste auch genau, wo er den Ordner abholen konnte, damit das Versehen um die verfrühten BBA-Briefe korrigiert werden konnte.
Aber Franz Fuchs soll doch ein eingefleischter, misstrauischer Einzeltäter gewesen sein? Findet dieses Ereignis Erwähnung in der Gerichtsakte Franz Fuchs? Wenn ja, mit welchen Folgen? Verdient der bedeutendste Terrorfall der Zweiten Republik keine Untersuchungen bis ins kleinste Detail?

Eine damalige Mitarbeiterin im Parlamentsbüro der Grünen kann sich nur noch erinnern, dass sie den verschwundenen Ordner selbst angelegt hatte und ja, er enthielt mehrere Drohbriefe der Bajuwarischen Befreiungsarmee mit der Aufschrift "Wir wehren uns!". Sie übergab ihn dem angeblichen Mitarbeiter des Innenministeriums.

Anfang Dezember 1993 (gerade 37 Jahre alt) wurde Dr. Madeleine Petrovic Opfer einer der ersten Briefbombensendungen. Das Bombenkuvert war adressiert an. "S.g. Frau Dr. Madeleine Petrovic (persönlich), Barawitkagasse 11, Wien XIX". Als Absender fungierte "Mehmet Antic, Neubaugürtel 11/II, 1070 Wien" Das Beiblatt war mit der Aufschrift "Wir wehren uns!" versehen.

(© Bild: Ana Maria Ivan)

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